Mit Katzen zu leben, ist...
Schließen Sie einmal Ihre Augen und stellen sich folgendes vor:
Sie beenden einen stressigen Tag. Es ist kalt draußen, die Arbeit war anstrengend, die Kollegen nervig, die Telko laut, der Chef wieder schwer von Begriff und mit der besseren Hälfte haben Sie sich auch noch gezofft. Sie sinken in den Sessel, die Wärme des Wohnzimmers umgibt Sie, langsam fangen Sie an, sich zu entspannen, etwas fehlt aber noch. Schon hören Sie ein leises Gurren und sanftes Miauen von der Fensterbank rechts neben Ihnen, während Ihr Stubentiger sich langsam und behutsam zwischen den Vasen entlang schlängelt auf den Samtpfoten, die Gott ihm gegeben hat, um Ihr Menschenherz zu erfreuen. Ihr feliner Freund kommt zu Ihnen, bewegt sich zart und vorsichtig über Ihre Beine und Bauch, um sich auf Ihrer Brust zusammen zu rollen und dort schnurrend einzuschlafen. Welch eine Entspannung, welch Wohlgefühl. Ein Traum.
Und jetzt machen Sie Ihre Augen gefälligst wieder auf! Ihnen hat gerade ein kleines Raubtier in den Kopf gebissen. Was sitzen Sie hier auch so unnütz rum?! Halb pennend?! Sehen Sie zu, dass Sie in die Puschen kommen. Die Katze hat Hunger, Langeweile, den heiligen Geist gesehen oder hält sich selbst für ihn. Egal, was; erheben Sie sich, törichter Mensch und lassen die Puppen tanzen, denn das Tier verlangt danach. Und wagen Sie es, wieder das falsche Futter aufzumachen, Sie stehen diesbezüglich ohnehin noch immer unter Beobachtung und die Katze hätte ganz zufällig einen Fellballen auf Halde, der jederzeit mit oder ohne Vorankündigung auf Ihr neues Sofa erbrochen werden könnte, das übrigens auch schon ein paar feline Gebrauchsspuren aufweist... Tja, Sie wollten ja keine Kratzpappen; zu faul den Dreck weg zu machen. A propos Dreck, Ihr Fellkind hat heute Früh ein paar Zimmerpflanzen ausgebuddelt. Beschweren Sie sich nicht, Sie haben die Spielwand ja nicht basteln wollen, aber eines Tages geschworen, alles nötige für die flinken, intelligenten Tiere zu tun, um ihnen die Wohnungshaltung so angenehm und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Ups! Da hängt Schnurzelburzel-Fellkindi-Mausi-Schatzi gerade in der Gardine und kommt nicht runter. Gehen Sie mal die Leiter holen, aber passen Sie auf, dass die Katze sich nicht erschreckt und Ihnen wieder ins Bein beißt; Sie wissen ja, dass Sie mit ihr Reize trainieren wollten, damit sie nicht bei allem an die Decke geht. Ach, und übrigens Schnurzelburzel-Fellkindi-Hasi-Räubertochter, die zweite im Bunde, hat Ihren Partner aufs Kopfkissen gepinkelt. Sie sollten den Typ endlich entsorgen oder die Blase Ihrer Katze untersuchen lassen, weil Sie ja wissen, wie häufig Katzen wegen Unsauberkeit im Tierheim landen, die körperlich bedingt ist, aber nicht untersucht wurde. Erinnern Sie sich! So ein Mensch wollten Sie nie sein. Genau, machen Sie einen Termin beim Tierarzt aus und lassen das mal abklären, aber erst sollten Sie die Scherben entsorgen; klein Fritzi weiß wohl nicht, dass er nicht mehr so klein ist... ja ja, wo der Kopf durchpasst...
Manches wissen wir Menschen ja schon über sie und sollten uns dringend danach richten. Katzen sind Individuen mit Bedürfnissen und einem Willen, sowie einer komplexen Gesundheit. Wer sich da nicht einfinden will, um ein harmonisches Leben zu führen, sollte besser keine Katzen halten. Wer glaubt, die Felinen flanieren auf ihren Samtpfoten in das Menschenleben und bringen ausschließlich Glanz, Glorie und Schönheit mit ins neue Heim, irrt. „Wild, frech, fröhlich, frei“ ist das Lebensmotto manch einer (insbesondere jungen) Katze und nicht selten machen sie ein Heim zu ihrem Spielplatz. Aber mal ehrlich; was bleibt ihnen manchmal anderes übrig?! Sie haben Zähne, Krallen, einen Körper, mit dem sie fast fliegen können und Ideen. Warum sollen sie also nicht nutzen, was ihnen die Natur gegeben hat, um zu sein, wer sie sind?! Damit ist nicht gemeint, dass man sich permanent von seiner Katze krankenhausreif beißen und kratzen lassen soll, aber dass man sich als (angehender) Halter mit der Natur und Gesundheit der kleinen Raubtiere beschäftigt, um sich nicht irgendwann über eine Fehlentscheidung wundern zu müssen.