„Hilfe! Dringend! Gestern Abend ist unsere Heizung im Tierheim ausgefallen, und nun frieren unsere Tierchen und wir um die Wette“, postete Antje Schütz am Dienstag (30.12.2014) auf der Facebook-Seite des Tierschutzvereins. „Falls jemand einen Elektroheizer spendieren oder ausleihen kann, würden wir uns sehr darüber freuen!“
Ein Aufruf, der binnen Kurzem eine Welle der Hilfsbereitschaft auslöste: „Wir waren total überwältigt“, berichtete die Tierheimleiterin, die mit Pflegerin Lisa Immerschitt am vorletzten Tag des Jahres Dienst hatte. Besorgt um das Wohlergehen ihrer vierbeinigen Schützlinge, hatte sie das soziale Netzwerk kontaktiert – und prompt Gehör gefunden.
Malteser-Jugend liest den Aufruf im Netz
„Die Jugend hat’s gelesen“, erzählte am Silvestertag Christian Böhm, der Stadtbeauftragte des Malteser-Hilfsdienstes (MHD), in Heppenheim. Sohn Daniel Böhm, als stellvertretender Einsatzleiter selbst in leitender Funktion aktiv beim MHD, sei gleich danach zu ihm gekommen: „Wir könnten helfen, hast du was dagegen?“, hätte er gefragt. Für Christian Böhm gab es kein Zögern: „Was dagegen? Um Himmels willen, nein!“
Sofort machten sich Daniel Böhm und seine Schwester Celine auf den Weg ins Tierheim, um im ausgekühlten Gebäude erst mal wieder für Grundwärme zu sorgen. Professionelle Gerätschaften standen zur Verfügung, da der Malteser-Hilfsdienst sich auch im Katastrophenschutz engagiert und für seinen mobilen Behandlungsplatz eine Zeltheizung besitzt.
Mit Aggregat und schwarz-gelben Schläuchen, um die warme Luft möglichst überallhin zu verteilen, rückten die Malteser im Tierheim an, und drei Stunden später war die Temperatur wieder im Plusbereich angekommen.
In der Zwischenzeit hatten sich weitere Retter aus der Not gemeldet: Die Gassigeher Martin Berghöfer und Diana Krause spannten ihren Arbeitgeber ein und brachten drei Elektroheizungen, Martin Trösch von der Bensheimer Rohrinnensanierungsfirma Ecosan hatte sechs Heizkörper im Gepäck, so dass die Katzenräume und die Quarantänestation mit eigenen Wärmespendern ausgestattet werden konnten. Fürs Büro stellte die Firma Secondhand for dogs, die auch regelmäßiger Gast bei den Tierheimfesten ist, einen Ölradiator zur Verfügung. Und Lisa Immerschitts Freundin Tina reiste trotz des widrigen Wetters sogar aus Hahn an, vier Heizungen im Kofferraum und willig, mit anzupacken beim Füttern und Versorgen der Tiere.
Für die Hunde gab es zum Schutz gegen die kühleren Temperaturen in ihren Unterkünften extra Decken. „Davon haben wir zum Glück genug“, sagte Antje Schütz. Die älteren und kurzhaarigen bekamen ein Mäntelchen übergezogen, und die Kaninchen behalfen sich auf ihre Art und kuschelten sich zusammen.
„Es kamen den ganzen Tag noch weitere Hilfsangebote von Tierfreunden“, sagte Antje Schütz. „Leider mussten wir auch viele ablehnen, nachdem wir genug Heizkörper hatten und große Bedenken, ob unser Stromkreislauf das alles aushält – der Zähler rast“.
Und der wird auch weiterhin rasen: Denn bei aller Freude und Dankbarkeit über die schnelle Hilfe der Tierfreunde ist das eigentliche Problem nicht gelöst. Die Heizung streikt trotz aller Bemühungen, den Fehler zu finden. Selbst die Herstellerfirma ist noch ratlos.
Sigrid Jahn