Viel zu früher Abschied von Ares
Mit großem Bedauern, mussten wir am Samstag, den 10.08.2019, erneut von einem unserer geliebten Schützlinge Abschied nehmen. Unser viel zu junger Ares wurde schweren Herzens und in Anwesenheit seiner beiden fürsorglichen Pflegepaten von seinem Leiden erlöst.
Simon Franz und Selina Rink, auch wenn ihr ein fester Bestandteil unseres Teams seid, möchten wir euch gesondert unser aller Beileid aussprechen. Die Leidenschaft und Hingabe, die ihr im Umgang mit Ares und der Behandlung seiner Erkrankung gezeigt habt, sucht ohne Zweifel seines Gleichen. Trotz der zum Teil schlaflosen Nächte und unvorhergesehenen Verantwortung, habt ihr all dies nebenbei geleistet und eure Arbeit bei uns im Tierheim dennoch wie gewohnt erledigt. Wir sind stolz, solch engagierte Mitarbeiter in unseren Reihen zu haben.
Auch das bewundernswerte Engagement und die liebevolle Hingabe bei der Behandlung von Ares durch unseren Tierarzt Christian Zentgraf und seine Tierarzthelferin müssen an dieser Stelle hervorgehoben und gewürdigt werden.
Um Ares würdig gehen lassen zu können, möchten wir ihm hier gedenken und unserer Trauer einen Platz geben, denn die Umstände seiner Erkrankung waren alles andere als leicht mitanzuschauen.
Ares zog wegen Überforderung deiner Besitzer Mitte 2018 bei uns ein. Im Zuge des Abgabeprozesses wurde er uns als junger, dynamischer und gesunder Hund beschrieben, woran wir auch zunächst keine Zweifel hatten. Wir konnten recht schnell ein passendes Zuhause für Ares finden und er durfte nach ca. 3 Monaten unser Tierheim wieder verlassen. Seine neuen Besitzer hatte die Eingewöhnung bereits gut geplant und nahmen sich für die ersten 3 Wochen Urlaub, um Ares das Ankommen besser ermöglichen zu können. Unerwartet und ohne Vorwarnung, sollte jedoch dem anfänglichen Glück ein großer Schock folgen.
Am letzten Urlaubstag erlitt Ares innerhalb des laufenden Tages immer wieder epileptische Anfälle und krampfte über mehrere Minuten. Diese schrecklichen Bilder bewegten seine Besitzer dazu, uns erneut aufzusuchen, da sie es nicht verantworten konnten, Ares mit dem Gefühl, die Anfälle könnten sich wiederholen, auch nur wenige Stunden alleine zu lassen und entschieden sich dafür, ihn nicht behalten zu können, da sie dem Pflegeaufwand, den das Krankheitsbild mit sich bringen könnte, nicht leisten können. Auf Grundlage der geschilderten Symptome, bekam Ares Medikamente und musste intensiv unter Beobachtung stehen. Um sicherzugehen, dass uns kein Detail entgeht, entschieden Simon Franz und Selina Rink, ihn für eine Woche in Pflege zu nehmen.
Ares zeigte innerhalb der laufenden Woche keine weiteren Auffälligkeiten und erlitt auch keinen weiteren Anfall, sodass er nach 7 Tagen wieder bei uns im Tierheim untergebracht werden konnte. Die verordneten Medikamente schienen sehr gut zu greifen. Er war mehrere Monate anfallsfrei und konnte mit gutem Gewissen wieder vermittelt werden. Wir fanden schließlich auch erneut ein perfekt passendes Zuhause uns ließen Ares zum zweiten Mal guten Gewissens gehen. Nur diesmal sollte es schlimmer kommen.
Wieder nach 3 Wochen, erlitt er erneut epileptische Anfälle, nur diesmal in extrem kurzen Abständen, sodass keine Erholungsphasen zwischen den Krämpfen lagen. Seine Besitzer taten das einig richtige und fuhren Ares in eine Tierklinik. Hier wurde Ares sediert, um seinem Körper zumindest etwas Erholung zu ermöglichen. Zusätzlich wurde die Dosierung seiner Medikamente erhöht, um die Anfallsserie stoppen zu können. Als Ares nach fast einer Woche Klinikaufenthalt wieder aufgewacht und transportfähig war, holte Simon Franz ihn sofort ab und nahm ihn wieder mit zu uns. Es war beängstigend diesen wundervollen, jungen Hund so zu sehen. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst, motorische Störungen waren auf einmal erkennbar, selbst die Wasseraufnahme war plötzlich eine enorme Herausforderung für ihn. Dieses, sich uns zeigende Bild, ließ Simon und Selina die Entscheidung treffen, dass Ares in diesem Zustand nicht im Tierheim leben könne und ihre Herzen es nicht zulassen könnten, ihn nachts alleine zu wissen. Sie wurden Ares Pflegestelle und kümmerten sich um die Organisation aller nötigen Maßnahmen zur Ursachenfindung. Wir bestimmten seine Blutwerte und beschlossen, die Dosierung seiner Medikamente erneut zu erhöhen, doch im Laufe seines Aufenthalts bei Simon und Selina kam es immer mal wieder zu erneuten Anfällen. Es war jedes Mal unfassbar schmerzhaft, wenn man diesen tollen Hund krampfen und leiden sehen musste.
Die Kosten für seine medikamentöse Behandlung häuften sich und waren für uns kaum noch zu stemmen, sodass wir uns dazu entschlossen, einen Spendenaufruf zu starten. Wir waren überwältigt, wie viele Menschen bereit waren uns zu unterstützen und wir die monetäre Unterstützung erhielten, die erforderlich war, um den von uns gewünschten Standard der Behandlung aufrecht erhalten zu können. Zeitgleich war unsere letzte Möglichkeit, um mehr Klarheit über die Auslöser zum Krankheitsbild von Ares zu erhalten, eine Untersuchung in einer Spezialklinik für Epilepsie. Doch auch hier war der Kostenberg der auf uns zukommen sollte enorm. Janina, Franzi und Martin, 3 ehrenamtliche Helfer, die uns bereits längere Zeit operativ massiv unterstützen, bekamen die Gedanken zu dieser vollumfänglichen Untersuchung mit und suchten das Gespräch zu Simon. Sie baten darum, für einen Großteil der Kosten durch eine zweckgebundene Spende aufkommen zu dürfen. Wir waren überwältigt von dieser großzügigen und bei weitem nicht selbstverständlichen Geste und nahmen diese Unterstützung sehr gerne an.
Es wurde ein Termin in der Spezialklinik für Ende August vereinbart und alle Beteiligten waren voller Hoffnung, doch es sollte, wie so oft, anders kommen. In der Nacht vom 08.08.2019 auf den 09.08.2019 erlitt Ares erneut mehrere Anfälle. Im Laufe des Tages kam es dann zu 4 weiteren heftigen Anfällen, die keine Erholungsphasen zuließen. Zwischen den einzelnen Anfällen, erlitt Ares immer wieder kurze Krämpfe und war vor Erschöpfung kaum ansprechbar. Die Situation sollte sich in der folgenden Nacht weiter zuspitzen. Am frühen Samstagmorgen, den 10.08.2019, fiel er gegen 02:30 Uhr erneut in einen epileptischen Anfall und kam aus diesem nicht mehr heraus. Wir mussten ihn, wie bereits während seinem Klinikaufenthalt, sedieren, damit er und vor allem sein Körper zur Ruhe kommen konnte. Doch diesmal sollte es anders sein. Wir kämpften bis 09:00 Uhr und versuchten die Sedierung immer wieder zu reduzieren, konnten jedoch die Krämpfe nicht beenden. Sobald wir das Sedativum reduzierten, begannen die Anfälle erneut.
Wir mussten eine Entscheidung treffen. Mit jedem Anfall wurde Ares Gehirn weiter geschädigt, sodass zuletzt bereits motorische Unsicherheiten bei ihm auftauchten.
Schweren Herzens konnten wir uns nur für das Ende seines Leidens entscheiden. Wir mussten ihn gehen lassen. Ein erneuter stationärer Klinikaufenthalt kam für uns nicht in Frage. Dort wäre er alleine seinen letzten Weg angetreten. Wir konnten ihn nicht alleine gehen lassen. Simon und Selina begleiteten Ares von Beginn an und sollten auch in den letzten Minuten bei ihm sein.
Wir wissen, Ares ist nun von seinem Leiden erlöst und kann von seiner Wolke auf uns herabschauen.
Ruhe in Frieden
Bettina Syffus