Wut und Verständnislosigkeit - Wie kann man Tieren so etwas antun?

Den Grund, weshalb sich der letzte Dienstag wie 48 Stunden für das Team des Tierhafens anfühlte und dieses auch in den kommenden alle Hände voll zu tun haben werden, sehen Sie auf den Fotos.

Vielleicht lässt es sich nicht gleich auf den ersten Blick erkennen, weil sich so viele Filzplatten in ihrem Fell befinden, dass jeder Bastelladen neidisch wäre.
Die abgebildeten Hunde gehören der beliebten, als allergikerfreundlich angepriesenen Kreuzung „Maltipoo“ an (Pudel x Malteser) und existieren aus genau diesem Grund: Weil sie so niedlich sind, dass sie ungemein gut bei Käufern ankommen und die Kassen klingeln lassen. Zumindest dann, wenn man es vermeintlich richtig anstellt, die Zuchthunde im Verborgenen hält und nur die zuckersüßen Welpen in den Showroom holt. Denn die sehen im Vergleich zu ihren Eltern doch wahnsinnig possierlich und gepflegt, eben einfach vorzeigbar und zum Verlieben aus.

Wie alt die Kleinen sind? Ach, gerade alt genug, um verkauft zu werden – für 500, 1.000, 2.500 Euro und mehr. The sky is the limit und die Liebe eines Hundes ist doch mit Geld eh nicht aufzuwiegen. Jaja, klar, mit ihren 4 Wochen können die schon super auf sich selbst aufpassen, sind futterfest, durchgeimpft, ideale Familienhunde von Anfang an… Vielleicht wurde im Impfausweis dennoch ein wenig gemogelt, damit die Interessenten beruhigt sind.
Wer genau soll das schon kontrollieren?


Am Montag, den 26. Juni, klingelte im Tierhafen das Telefon.
Im Rahmen einer amtlichen Fortnahme durch den Veterinärdienst des Kreises Höxter wären 24 Hunde sichergestellt worden, für welche dringend eine Unterbringung gesucht wird. Die Tiere wären per se freundlich, nicht allzu ängstlich, aber ungepflegt, wurden in gemischten Gruppen gehalten und dienten einem bestimmten Zweck: Sie sollten Nachwuchs produzieren. Und JA – so darf, nein, MUSS man es nennen.

Eigentlich überrascht es, dass sich unter all diesen Hunden, welche in einem separaten Gebäude auf dem Grundstück zwischen Strohbett und Außenbereich lebten, aktuell nur fünf Welpen befinden. Doch man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, denn dass sich unter den 13 Hündinnen auch ein paar trächtige befinden, ist sehr wahrscheinlich.

Die 13 Damen und den Nachwuchs hat der Tierhafen am 27. Juni und bis auf weiteres aufgenommen.

Die Hunde sind aktuell weder vermittlungsbereit noch dazu freigegeben. An erster Stelle steht aktuell ohnehin ihr gesundheitlicher Zustand. Die Fellplatten müssen unbedingt runter, die Tiere gewaschen, wohl teils komplett geschoren werden. Eine Mammutaufgabe, die nebenbei und zusätzlich zur Versorgung der anderen derzeit knapp 80 Hunde im Tierheim Bad Karlshafen angegangen wird. Das medizinische Grundprogramm aus Eingangsuntersuchung, Chippen und Impfen sowie eventuell anstehende Folgebehandlungen laufen derzeit an.

Als die Hunde im Tierheim ankamen und in Augenschein genommen wurden, hat es dem ganzen Team einen heftigen Stich ins Herz versetzt. Es war einer dieser emotionalen Tage, die es in der Tierschutzarbeit zuhauf gibt, in denen Tierschützer verzweifeln und die richtige Balance zwischen Optimismus und Rationalität halten müssen.
Die Arbeit war um 17 Uhr noch lange nicht getan und die Mitarbeiterinnen bis in den Abend mit der Versorgung und Inaugenscheinnahme der Neuankömmlinge beschäftigt.

Dem gesamten Tierhafen-Team ist daran gelegen, den betroffenen Vierbeinern ihre Lebensqualität zurückzubringen. Es wird alles daransetzen, die Hunde in der kommenden Zeit wieder auf die Pfoten zu bringen und sobald sie zur Vermittlung freigegeben sind, in passende Hände zu vermitteln.

Natürlich stößt das Tierheim durch die spontane Aufnahme an seine Kapazitätsgrenzen. Vor allem aber bedeutet die Versorgung einen immensen (Mehr-)Kostenaufwand, als er ohnehin schon vorliegt.
Daher ist das Team über jede finanzielle Unterstützung wirklich unheimlich dankbar!

SPENDENKONTO:
Kasseler Sparkasse
IBAN: DE19 5205 0353 00000 70700
BIC: HELADEF1KAS
Verwendungszweck: "Tierhafen Maltipoo"

Um den Bericht mit etwas Positivem abzuschließen, soll auch das erste Happy End aus diesem wirklich schlimmen Fall nicht unter den Teppich gekehrt werden:

Eine Pudeldame, optisch wohl die älteste der ganzen Meute, befand sich bei Ankunft in einem derart schlechten Zustand, dass sie noch weit nach Feierabend von einer Kollegin in die Tierarztpraxis gefahren wurde.
Ihr Anblick verursachte zunächst tiefe Sorgenfalten, dann aber auch Hoffnung. „Daisy“, wie sie getauft wurde, blieb zur Überwachung über Nacht in der Praxis. Aufgrund mehrerer Mammatumore und einem wohl auch sonst stark vom Krebs zerfressenen Körper stand bereits ihre Erlösung im Raum. Am nächsten Tag dann der Anruf: Daisy ginge es besser, sie begann – trotz zentimeterdickem Zahnstein und Entzündungen – zu fressen und wurde vom Praxisteam Waldeyer so sehr ins Herz geschlossen, dass sie bleiben darf und ihre Endstelle damit bereits gefunden hat. Dafür ein riesengroßes Dankeschön!

Ein erstes Happy End auf das hoffentlich noch mindestens 23 weitere folgen werden.